Das Geheimnis des unerhört jenischen Sounds: Martina Rieder und Karoline Arn machen sich in ihrem Dokumentarfilm auf Spurensuche, mit dabei ist Stephan Eicher. Unerhört Jenisch. Dokumentation, 2017. Unerhört Jenisch. Schweiz, 2017, 92 min, DCP, OV/d/f, Regie/Drehbuch: Karoline Arn, Martina Rieder, mit: Stephan und Erich Eicher, Patrick, Martin, Klarissa und Ottilia Waser, Othmar Kümin, Luisa und Urs Moser, Patrick, Gaudenz, Umberto und Karin Moser, Jon, Jos und Yannick Kollegger, Christian Mehr, Goran. Film Unerhört Jenisch: Ein Film über die eine Musiktradition, die Generationen überdauert, ein Spiel mit dem Bild des Zigeuners. Unerhört jenisch ab 2. Februar 2017 im Kino Er spielt mit dem Bild des Zigeuners. Er ahnt seine jenischen Wurzeln: Stephan Eicher. Die Spur führt in die Bündner Berge, zu den einst zugewanderten Familien und ihrer legendären Tanzmusik. In diesen jenischen Familien lebt eine unbekannte Musiktradition; sie prägt die Schweizer Volksmusik, sucht den Blues, brilliert als Chanson oder rebelliert im Punk. Unerhört jenisch erzählt aber auch eine Geschichte der Diskriminierung und Verfolgung, welche die Musikanten schweigen liess. Ein Film über das Geheimnis des besonderen Sounds. Dann ein Schnitt. Der Chansonnier Stephan Eicher geht in seiner leger verkrampften Art einer Mauer entlang, setzt sich auf eine Wiese und beginnt über die gehörte Musik zu sprechen. Die Zigeunermusik sei ihm irgendwie verschlossen gewesen, zu der Musik der Jenischen habe er jedoch von Anfang an Zugang gehabt. Und als man ihm sagte, er habe Wurzeln im musikliebenden, fahrenden Volk, erklärte das ihm endlich die vielen Geigen im Keller seines Vaters. Unerhört Jenisch DvdEine Spurensuche beginnt. Film-Rating Die Regisseurinnen Karoline Arn und Martina Rieder scheinen ein Flair für die Jenischen zu haben. Unerhört Jenisch Dvd2010 erschien ihr erster Film, nun haben sie einen neuen Aufhänger für ein Porträt der Bevölkerungsgruppe gefunden: die Musik. Und die ist für die schwierig zu umreissende Gemeinschaft der Jenischen mindestens so bedeutend wie die Sprache. Als Jenische werden heute noch Nachfahren bestimmter meist fahrender Bevölkerungsgruppen bezeichnet, erfährt man. Greifbarer werden die diese Menschen verbindenden Attribute nicht, und auch über deren Entstehung gibt noch keine wissenschaftliche Erklärung Aufschluss. Hinter diesem geradezu mythischen Schleier bleiben sie auch im Film. Ihm gelingt es aber, da und dort einen Blick dahinter zu werfen, und er liefert teilweise verblüffende Einsichten. Waser, Kessler oder Spengler heissen sie, im bündnerischen Vaz/Obervaz wurden 1856 Familien Moser und Kollegger eingebürgert, und wie ihre Ahnen spielen die meisten von ihnen virtuos Klarinette, Bassgeige oder das typisch jenische Instrument: das Schwyzerörgeli. Viel musiziert wird im Film, das ist erfrischend und verstörend zugleich, denn was man hier jeweils zu hören bekommt, sind beinahe schon stereotype «Hudigäägeler», also Schweizer Volksmusik par excellence. Ausgelassen getanzt wird in den Beizen zu der Musik der Obervazer Töbelifäzer, Bündner Spitzbueba, Moser Buaba oder Vazer Buaba. Unerhört Jenisch MusikAllesamt spielen sie eine immense Rolle im Gemeinschaftsleben, allesamt sind sie jenischen Ursprungs. Doch darüber reden will kaum einer. In Vaz/Obervaz, worauf der Film seinen Fokus legt, wird die Bezeichung 'jenisch' noch heute als schlimme Beleidigung aufgefasst, und die Interviewten scheinen oftmals leicht verklemmt. Zu fest prägte sie die Geschichte ihrer Stammväter. Unerhört Jenisch ChurSo bringt zwangsläufig die Gräueltaten des rassistischen Separatismus zur Sprache, die die Jenischen ereilte und bis vor wenigen Jahrzehnten noch dazu führte, dass (Klein-)Kinder der Familie ohne Begründung weggenommen und aufs Übelste misshandelt wurden. Man schluckt leer, fühlt sich betroffen und bisweilen sogar etwas schuldig. Höchste Zeit also, dass man darüber spricht. Umso mehr, als schliesslich verkündet, dass wesentliche Fundamente der Schweizer Volksmusik von der jenischen Musik abstammen. Mit leicht moralisierendem Unterton wird zwar die Opferrolle der Jenischen erneut bemüht, dann aber springt der Film wieder in die Gegenwart, und ungerechtfertigtes Schuldbewusstsein transformiert sich zur berechtigten Verbundenheit mit dieser faszinierenden Bevölkerungsgruppe. Das Schwyzerörgeli begleitet die Nachfahren der Jenischen überall hin: in die Küche, auf die Strasse, in die Vergangenheit. Mit der Musik erinnern sich die Jenischen («Ja, das hat Grossvater immer gespielt!»), und allmählich fallen die Hemmungen.
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March 2019
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